GTÜ Sommerreifentest 2018: Gute Pneus müssen nicht teuer sein
Schwarz, breit und günstig? Wer seinem Mittelklasse-Pkw ein sportliches Aussehen verleihen möchte, muss bei der Reifenwahl nicht zwangsläufig auf teure Reifen setzen. So lautet das Fazit des aktuellen Sommerreifentests, den die GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung gemeinsam mit dem ACE Auto Club Europa durchgeführt hat. Getestet wurden elf Reifen der Größe 235/45 R18. Testsieger: der Falken Azensis FK510. Er überzeugt sowohl in den einzelnen Testdisziplinen, erzielt beispielsweise mit 40,89 Metern Bremsweg aus 100 km/h den Bestwert auf nasser Strecke, als auch beim Preis: Mit 554 Euro für einen Satz Reifen liegt der Falken im Mittelfeld aller getesteten Reifen (Preisspanne für einen Satz Reifen im Test: von 362 bis 774 Euro, Preise: Stand Januar 2018, ermittelt durch den Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk).
Überraschend gut auf dem zweiten Platz rangieren der Kumho Ecsta PS71 und der Nokian zLine. Beide sind mit knapp 450 Euro (Kumho) und etwa 500 Euro (Nokian) sogar noch günstiger als der Testsieger. Jedoch schneiden sie in der Summe der technischen Eigenschaften etwas schlechter ab als der Pneu von Falken. Beim Nass-Bremsen brauchen sie beispielsweise mit 41,79 Metern (Kumho) und 42,07 Metern (Nokian) aus 100 km/h knapp einen Meter mehr als der Falken (40,89 Meter).
Dass es sogar noch preiswerter geht und trotzdem sicher, zeigt der günstigste Reifen im Test: Ein Satz Premitra 5 des taiwanesischen Herstellers Maxxis kostet nur 362 Euro, bietet insgesamt jedoch noch gute Werte, insbesondere auf trockener Strecke, denn da bremst er den Testwagen innerhalb von 34,25 Metern von 100 km/h bis zum Stillstand. Damit erzielt er in dieser Kategorie den dritten Platz. Nur Pirelli (33,58 Meter) und Continental (33,90 Meter) sind noch besser. Zählen hingegen nur die technischen Eigenschaften, würde Continental mit dem Premium Contact 6 und den guten Messergebnissen auf trockener und nasser Strecke auf dem zweiten Platz landen. Der Preis von 740 Euro lässt ihn allerdings auf den fünften Platz zurückfallen.
Insgesamt war das Feld der Sommerreifen so eng beieinander wie bei keinem bisherigen Reifentest von GTÜ und ACE: Alle elf Sommerreifen erhalten das Testurteil „empfehlenswert“. Dem Testsieger Falken Azensis FK510 fehlt insgesamt nur ein Punkt auf das GTÜ/ACE-Testurteil „sehr empfehlenswert“.
So testet die GTÜ
Seit über zehn Jahren führen GTÜ und ACE gemeinsam Produkt- und Reifentests durch. Für den aktuellen Sommerreifentest waren Techniker, Tester sowie Foto- und Kamerateam im Herbst 2017 auf der Pirelli-Teststrecke in Italien. Die Messfahrzeuge: zwei VW Passat (TSI 4Motion) der aktuellen Generation, ausgestattet mit modernem GPS-Messequipment, 280 PS und Allradantrieb. Für die Bremswegmessung bei Nässe wurden die Fahrzeuge zehn Mal auf 80 km/h beschleunigt, dann erfolgte eine Vollbremsung bei aktiviertem ABS. Aus den Einzelwerten wurde ein Mittelwert gebildet, dieser hochgerechnet auf Meter bis zum Stillstand aus 100 km/h (extrapoliert). Auf trockener Strecke wurden ebenfalls zehn Vollbremsungen durchgeführt. Die sogenannte Fensterbremsung fand hier zwischen 100 und 10 km/h statt, die Messwerte wurden anschließend ebenfalls extrapoliert. Um die Qualität der Reifen bei Aquaplaning zu prüfen, wurden zwei unterschiedliche Verfahren angewendet: Zunächst wurde getestet, wann der Reifen anfängt aufzuschwimmen und den Grip zu verlieren. Dafür wurde eine Strecke gleichmäßig mit Wasser geflutet (sieben Millimeter tief) und die Geschwindigkeit aufgezeichnet, ab der der Reifen 15 Prozent Schlupf hat. Gleiche Voraussetzungen herrschten auch in der Disziplin „Aquaplaning quer“, hier wurde allerdings die durchschnittliche Querbeschleunigung in m/s² im Bereich zwischen 60 und 90 km/h ermittelt. Danach ging es auf der nassen Strecke noch auf eine Kreisbahn mit einem Durchmesser von 80 Metern. Hier wurde die Rundenzeit erfasst. Ein Nasshandling-Parcours mit einer Streckenlänge von 1.250 Metern sowie einer objektiven Bewertung der Fahrzeit und subjektive Bewertung des Fahrverhaltens rundeten die Versuche auf nasser Straße ab. Das Trockenhandling fand auf einer Strecke mit 1.410 Metern statt. Auch hier wurde sowohl die Fahrtzeit als auch die subjektiven Eindrücke des Fahrverhaltens bewertet. Vor jeder Fahrt wurden Luft- und Fahrbahntemperaturen protokolliert. Die Außengeräuschmessung fand nach ECE R117 bei 80 km/h statt. Gemessen wurde die Lautstärke in dB(A). Für den Rollwiderstand wurden die Reifen in eine Maschine eingespannt Maschinenversuch bei einer Last von 5258 Newton, Luftdruck 2,5 bar.