GTÜ Winterreifentest 2018
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GTÜ Winterreifentest 2018: Ganzjahresreifen werden immer besser

Die gute Nachricht: Winter, Schnee und tiefe Temperaturen bereiten den gängigsten Winterreifen mittlerweile kaum noch Probleme. Aber: mit regennasser Fahrbahn, der weit häufigeren Witterung im Winter hierzulande, kommen nicht alle Reifen zurecht. So lautet das Fazit des diesjährigen Reifentests von GTÜ und ACE. Im GTÜ Winterreifentest: Neun Winterreifen der Größe 185/65 R15, die sich zum Beispiel für Kleinwagen wie Opel Corsa und VW Polo eignen. Außerdem dabei: drei Ganzjahresreifen. Einer dieser Drei erreicht erstmals die Bewertung „sehr empfehlenswert“.

Die Winter werden immer milder und Klimaforscher rechnen mit immer häufigeren Wetterextremen wie zum Beispiel Starkregen. Sollte sich das in den kommenden Jahren bestätigen, müssen die Entwickler von Winterreifen umdenken. Denn während alle Winterreifen im Test auf schneebedeckter Strecke überzeugen, der günstigste Reifen im Test – der Kenda Wintergen 2, vier Reifen für 204 Euro – sich sogar den Testsieg bei den Wintereigenschaften holt, gibt es auf regennasser Fahrbahn deutliche Unterschiede.

Beim Bremsen aus Tempo 80 stehen die beiden besten im Feld, Continental WinterContact TS 860 sowie Goodyear UltraGrip 9, bereits nach knapp 34 Meter. Der Kenda Wintergen 2, der sich auf Schnee am besten verkauft, braucht bei Nässe fast zwei Wagenlängen mehr und steht erst nach 41 Metern. Eine Warnung ist das auch, weil sich in vielen Alltagsituationen die Unterschiede der Reifen kaum zeigen: Außerhalb des Grenzbereichs verhalten sich alle getesteten Reifen unauffällig.

Den Sieg holt sich der im vergangenen Jahr vorgestellte Continental WinterContact TS 860. Er liegt in allen technischen Disziplinen in der Spitzengruppe, überzeugt die Tester beim Handling auf nasser, trockener und verschneiter Strecke.

GTÜ Winterreifentest 2018

Bereits die zweit- und drittplatzierten Reifen Nokian WR D4 und Goodyear UltraGrip 9 weißen leichte Schwächen auf, erreichen trotzdem die Bewertung „empfehlenswert“. Ebenfalls empfehlenswert: Dunlop Winter Response 2, Kumho WinterCraft, Bridgestone Blizzak LM001 und Nexen Winguard Snow‘g WH2. Nur bedingt empfehlenswert ist dagegen der Pirelli Cinturato Winter, er zeigt deutliche Schwächen auf Schnee und die Bremswege auf trockener Strecke sind lang. Und auch Kenda Wintergen 2 zeigt wiederum große Schwächen vor allem auf nasser Strecke und beim Aquaplaning.

In den vergangenen Jahren immer beliebter geworden sind Ganzjahresreifen. Die Vorteile liegen auf der Hand: kein Reifenwechsel, kein zweiter Satz Felgen und Reifendrucksensoren. Doch statt Alleskönner sind die Reifen tatsächlich eher ein Kompromiss, das zeigten unsere Tests der vergangenen Jahre und auch in diesem Jahr können die Allwetterreifen nicht in allen Kategorien überzeugen, auch wenn sie besser werden.

Der Michelin CrossClimate+ zeichnet sich ganz klar als Sommerreifen mit Wintereigenschaften aus. In Zeiten des Klimawandels vielleicht der richtige Ansatz, solange dies dem Verbraucher klar ist. Für den Winterurlaub in den Alpen ist er dagegen die falsche Wahl. Das können Nokian Weatherproof und Continental AllSeasonContact besser. Die Überraschung in diesem Jahr: Bei den subjektiven Fahreindrücken auf schneebedeckter Straße kann der Continental AllSeasonContact sogar mit den Winterreifen mithalten.

Doch auf trockener Straße sind die Bremswege von Nokian und Continental zu lang, befinden sich eher auf dem Niveau von Winter- als auf dem von Sommerreifen (Continental: 46,7 Meter, Nokian: 48,0 Meter). Hier liegt der Michelin bei Temperaturen knapp über 10 Grad deutlich vorne (40,9 Meter). Im Sommer, wenn der Asphalt sich auf bis zu 70 Grad aufwärmt, wird ein reiner Sommerreifen voraussichtlich noch deutlich kürzere Bremswerte liefern.

Für die Tester von GTÜ und ACE gilt deshalb weiter: Bei der Sicherheit gibt es keine Kompromisse! Nur die Kombination aus guten Winter- und Sommerreifen garantiert optimalen Grip. Ganzjahresreifen bleiben weiter ein Kompromiss für Wenigfahrer, die bei Extremwetterlagen das Auto stehen lassen können.

Übrigens: Seit Anfang des Jahres ist das Symbol mit der Schneeflocke Pflicht (Bergpiktogramm „Alpine-Symbol“) bei allen neu hergestellten Winterreifen. Umrüsten muss allerdings noch kein Autofahrer, in einer langen Übergangsphase bis 2024 dürfen bei situativer Winterreifenpflicht weiterhin Reifen nur mit M&S-Kennzeichnung gefahren werden. Bei Verstößen gegen die situative Winterreifenpflicht allerdings droht ein Bußgeld von mindestens 60 Euro, bei stärkerer Behinderung werden sogar 80 Euro fällig und einen Punkt in der Flensburger Verkehrssünderkartei gibt es ebenso.

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